Nach der Machtergreifung Hitlers wurde ihr Ehemann zu einem der führenden Vertreter der Bekennenden Kirche im Kampf gegen die
nationalsozialistischen Bestrebungen zur Gleichschaltung der evangelischen Kirche in Sachsen. Dabei hat ihn
Esther von Kirchbach mit allen Kräften unterstützt. Die Fortsetzung der schriftstellerischen- und Vortragstätigkeit trotz mehrfacher Verhaftung und Amtsenthebung des Ehemannes prägten die Folgezeit bis zum Kriegsende. Gegen Ende des
Krieges und in den ersten Monaten danach kümmerte sie sich besonders um die Flüchtlinge und Ausgebombten. Als einzige Frau wurde sie noch 1945 als einzige Frau in den Beirat des Landeskirchenamtes berufen. Dieser Beirat nahm von November 1945 bis zur Wahl einer Landessynode kirchenleitende
Funktionen wahr. Im Februar 1946 starb Esther von Kirchbach nach einer Operation an einer Embolie.
Esther von Kirchbach hat in ihrer Zeit verschiedene, damals als unvereinbar erscheinende Tätigkeiten als Schriftstellerin,
Eheberaterin, Kunstförderin, Seelsorgerin und Mutter in einer Person verwirklicht. Sie war glaubhaft und verständlich. Ihre Person wirkte insbesondere bei Vorträgen im kleinen Kreis und großen Veranstaltungen,
aber auch in einer umfangreichen Korrespondenz.
Sie stellt bereits im Jahre 1930 die Frauenbewegung auf eine geschichtliche Stufe mit dem
Kampf für die Befreiung der Sklaven in Amerika und Mahatma Gandhis gewaltlosem Ringen um die Unabhängigkeit, ohne die Forderung nach einer angemessenen Stellung der Frauen mit Gleichmacherei zu verwechseln.
Ihr Verdienst ist es, die Selbstverwirklichung von Frauen nicht im Gegensatz sondern in Verbindung mit ihrer Stellung in Familie und
Gesellschaft dargestellt zu haben und damit vermeintliche Gegensätze wie „Beruf oder Familie“ aufzulösen. Sie beschreibt in ihren Schriften Anforderungen an beide Ehepartner und ihr Zusammenwirken.
Spezifisch weiblich sind danach nicht bestimmte Tätigkeiten, vielleicht aber die Art, sie auszuführen.
Sie behandelt auch Fragen wie die Stellung alleinerziehender Mütter, das „Recht auf Selbsttötung“, „und das Recht am eigenen Körper“.
Zu solchen und ähnlichen noch heute aktuelle Themen bezog sie sorgfältig und differenziert Stellung und gab damit ihren Hörern und Lesern Hilfestellung zur Bewältigung ihrer Lebensfragen ohne theoretische oder
ideologische Phrasen.
Darin liegt auch ihre Bedeutung für die heutige Zeit. Seit 1991 besteht am letzten Ort ihres Wirkens, in Freiberg/ Sachsen ein nach
ihr benanntes Frauenhaus und ein Verein mit ihrem Namen, die ihr Gedankengut unter den heutigen Gegebenheiten weitertragen.
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